Visitationsnachrichten

Visitationsnachrichten aus dem Dekanat Wittlich 1831

von Martin Persch

Bereits im Jahrbuch 1989 für den Kreis Bernkastel-Wittlich wurde auf eine der wichtigsten Quellen für die Pfarrgeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts hingewiesen, nämlich die Akten der Bischöflichen Visitation unter Bischof Josef von Hommer (1760-1836).

Das Frühjahr des Jahres 1831 führte den Bischof in den Teil des Kreises (=Dekanates) Wittlich, den wir der Eifel und der Wittlicher Gegend zurechnen. Aus den erhalten gebliebenen Visitationsakten der 24 Pfarreien sollen im folgenden einige bislang unbekannt gebliebene oder noch nicht publizierte Einzelheiten mitgeteilt werden. Es hat sich erwiesen, dass der über siebzigjährige Hommer hellwachen Sinnes diesen Sprengel bereiste und dass kaum etwas vor den Augen des Visitators verborgen blieb.

Die kleine Pfarrei Heckenmünster zählte einschließlich der Filiale Dodenburg 186 Seelen und wurde am Vormittag des 3. Mai 1831 visitiert. Der Bischof hatte wenig Grund zur Freude. Die Katechese Pfarrers misslang völlig. Seine Taufbücher führte er nicht ordnungsgemäß. Die Kirche war gefüllt mit unpassenden und überflüssigen Bildern. Die Paramente wurden unsachgemäß gelagert. Auch in der Rechnungsführung tat sich der Geistliche nicht hervor, besonders zu beklagen war, dass lediglich im Winter Schulunterricht stattfand. Das Schlimmste aber war für den Bischof: der Pfarrer war dem Alkohol zugeneigt!

Kaum war Hommer wieder in Trier, schrieb er noch ein allgemeines Wort aus liebendem Herzen an den Geistlichen. In dem Schreiben hieß es:

Gewöhnen Sie sich doch das der Gesundheit des Leibes und der Thätigkeit der Seelenfähigkeiten schädliche Branntweintrinken ganz ab! – Lieber Mann! Sie machen sich unglücklich, wenn Sie dieser meiner väterlichen Ermahnung nicht folgen! Sehen Sie sich nur selbst an; dann werden Sie sogleich sehen, welche traurige Folgen das Branntweintrinken bey Ihnen schon nach sich gezogen hat. Sie haben ein Zittern an sich, das vom Branntweintrinken herkömmt; und wenn Sie nicht schnell diese Gewohnheit ablegen, dann wird Ihr Zittern schnell zunehmen; und dann werden Sie in Kurzem zu allem unfähig.. Entschuldigen Sie sich nicht damit, dass Ihre Pfarrkinder Sie nicht berauscht sehen. Sie haben einmal den Namen und nicht umsonst. An einem Geistlichen tadelt man oft, und mit Recht, was man an einem Weltmann ungerügt vorübergehen läßt. Ist Ihnen Ihr körperliches Wohl und Ihr Seelenheil angelegen, dann werden Sie meiner Ermahnung folgen; und mir den Trost verschaffen, dass, wenn Sie auch einmal mit dem Branntweintrinken eine üble Gewohnheit hatten, Sie dieselbe doch abgelegt haben. Machen Sie, dass dieser Trost mir zu Theil werde...

Soweit der Bischof. Ob seine Worte genützt haben, wissen wir nicht. Der Pfarrer starb zweieinhalb Jahre später, vierundfünfzig-jährig.

Um welchen Pfarrer es sich handelte kann in der Kirchengeschichte nachgelesen werden.

Quelle: unbekannt, vermutlich ein Auszug aus einem Jahrbuch des Kreises Bernkastel-Wittlich